Rytmus23

[Salzhefen-RP] Eines Nachts in Finsterried

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Wenn man einen Heerführer danach fragen würde, welche Eigenschaften ein guter Soldat haben sollte, wird jede und jeder etwas anderes antworten. Manche würden sagen, dass ein guter Soldat überlegt und vorsichtig sein muss um nicht durch eine Dummheit zu sterben. Ein anderer würde sagen, dass ein Soldat Befehlen folgen sollte. Wieder eine andere würde sagen, dass Mitgefühl wichtig ist. Diese würde dann komisch angeguckt werden, gefragt werden ob sie sich vielleicht verirrt hat und dann, nach kurzer Konversation, zur Taverne "Sonnenstern" um die Ecke dirigiert werden.
 
Doch egal welche Qualitäten man als Anführer schätzt, es gibt eine Qualität, die universell als nicht wünschenswert angesehen wird: Leichtsinn.
 
Und diese Qualität hatte jeder einzelne Soldat, der zur Zeit dieser Erzählung in der Taverne "Zum Trunkenbold" saß.
 
Besonders eine Dame stach aus der Menge heraus. Sie hatte seidige rote Haare und eine Haut so blass wie die Gischt. Zwei außergewöhnliche Augen summten und brummten in ihren Augenhöhlen. Dies ist die Federtänzerin. Sie ist bekannt und berüchtigt als Informantin in illegalen Kreisen. Wenn sich jemand in den dunklen Ecken Lyrias einen Namen gemacht hat, dann weiß sie darüber Bescheid. Wenn jemand seine Kumpanen an irgendwelche Gesetzeshüter verpfiffen hatte, dann wusste sie es. Und auch wenn ein Oberhaupt kurz vor dem Sterben lag, wusste sie es.
 
Sie wurde begleitet von einem Braunbärjungen. Dieses reichte der Elfae grade mal bis zu den Knien. Es hatte sich auf ihrem Schoß zusammengerollt und knabberte an einem Fetzen Fleisch. Die Federtänzerin kraulte ihm gedankenverloren am Nacken und verfolgte die Konversation, die um sie herum ausgebrochen war nur mit einem Ohr.
 
"Es kann so nicht weitergehen! Wir riskieren hier unser Leben für die hohen Herren im Norden und Süden und was kriegen wir? 5 Kreuzer pro Monat und 20 Groschen für außergewöhnliche Leistungen im Dienst?" Der Sprecher nahm einen Schluck von seinem Humpen und wischte sich dann den Schaum aus seinem mäßig gepflegten Vollbart.
 
Sein Gegenüber zwirbelte kurz seinen Schnurrbart. Dieser war besser gepflegt als der üppige Vollbart des ersten Sprechers, aber trotzdem ein wenig durcheinander. "Ich mag es zwar wirklich nicht einem Nordner zuzustimmen, aber da ist schon etwas dran." Er starrte in seinen Humpen, schüttelte ihn kurz, seufzte und sprach dann weiter: "Wir werden auch nicht gerade gut bezahlt. Besser als ihr immer noch, aber mit 7 Kreuzern kann man höchstens sich selbst für einen Monat durchbringen und dann auch kaum. Aber wie jemand erwartet mit diesem Lohn eine Familie durchzubringen, ist mir schleierhaft." Er nahm einen Schluck und wartete bis sich das Tuscheln der versammelten Soldaten wieder beruhigt hatte. "Also, werter Brigadegeneral Siegbert von Kranich, warum hast du uns hierher eingeladen? Sicher nicht wegen dem Bier, das" Er senkte seine Stimme zu einem Flüstern" unterirdisch ist" Schnell blickte er zu der Bardame, einer Infalem, die sogar ihm Angst machte. Nicht weil sie aussah wie ein Dämon aus alten Legenden. Nein, Wigand Gerbkraut hatte selbst schon echte Dämonen im Kampf geschlagen. Das was ihm so sehr Angst machte, war die riesige Narbe, die einmal quer über ihr Gesicht ging. Diese Frau war kampferprobt und würde vor nichts zurückschrecken um sich, ihre Taverne und ihre Ehre zu verteidigen. Wigand blickte wieder zu dem General des Thronreichs.
Dieser wollte gerade etwas erwidern, als plötzlich die Frau mit dem Bärenjungen die Stimme erhob:
 
"Der Grund für ihren Besuch im schönen Finsterried bin ich, Herr Gerbkraut, Sohn von Alba und Horas Gerbkraut, sowie Bruder zu Narzisse Gerbkraut, Sanitäterin auf dem Schlachtfeld; General zu See der Republik von Wuhltas, im Kommandantenstand der Schlachten an den Kapklippen, des Weißstroms sowie der Belagerung von Swyddfa Wen. Ich bin die Federtänzerin und bin hier um den Anwesenden ein Angebot zu machen."
 
Die versammelten Soldaten tauschten überraschte Blicke und fingen wieder an zu tuscheln. Doch die Federtänzerin ignorierte dies und beobachtete den kleinen Bären, der sein Fetzen Fleisch fertig gegessen hatte und nun friedlich schlummerte.
 
"Vor ein paar Wochen traf ich Brigadegeneral von Kranich in einer Kneipe wie dieser und überhörte wie er sich genau wie vorhin über seine Bezahlung... sagen wir mal "artikulierte". Ich beschloss ihm das Angebot zu machen, welches ich auch Ihnen jetzt mache. In der Unterwelt Lyrias kennt man mich als die Federtänzerin. Der Name kommt daher, dass ich wie eine Feder überall sein kann und jegliche Informationen ablauschen kann."
 
Sie blickte wieder in die Menge, die mittlerweile totenstill und vollkommen auf sie konzentriert war. Einige murmelten Beschwerden über die Illegalität der Person, die hier im Trunkenbold saß und munter über ihrer Karriere plauderte. Einige begannen sogar sichtlich mit sich selbst zu ringen, ob sie dieser Verbrecherin weiter zuhören sollten. Doch nach einer Weile schienen sie zu beschließen ihr wenigstens kurzzeitig ihr Ohr zu leihen.
 
"Sind die werten Herren und Damen also bereit das Gesetz zu brechen?"
 
"Was?!"
"Wie können sie?!"
"Was denken sie?!"
 
Die Kneipe füllte sich mit den lauten Rufen und Schreien empörter Soldaten, deren Ehre soeben beleidigt wurde. Die Tänzerin wusste nicht genau warum. Es war nur eine Frage gewesen. Sie murmelte "Dann muss ich es Ihnen einfach zeigen", und gab den Bären an einen Zwerg weiter, der bis dahin heimlich, still und leise ein Glas Vodka neben ihr getrunken hatte. Niemand hatte ihn wirklich bemerkt. Er nahm den Bären mit professionellem Griff entgegen. Währenddessen stöberte die Elfae in einer bis dato unscheinbaren Tasche herum.
 
"Raziel, wo haben wir nochmal die Pläne und Verträge verstaut?"
 
"Vordere linke Tasche, neben dem Balsam und dem Lakritz, meine Tänzerin"
 
"Ah, hier, danke."
 
Sie zog ein gefaltetes Stück Pergament, so groß wie der Tisch hervor und breitete es zwischen den Humpen und Karaffen aus. Es war eine Karte von ganz Lyria. Mehrere Siedlungen waren mit roter Farbe umkringelt worden. Dazwischen waren Routen, auf See, Land sowie unter Tage gekennzeichnet.
 
"Was ist das?", fragte ein Soldat aus der sich mittlerweile langsam beruhigenden Menge.
 
"Das hier", antwortete die Tänzerin "ist Der Plan"
 
...
 
...
 
"Der Plan?", fragte ein anderer Soldat als sie nicht weitersprach.
 
"Ganz genau: Der Plan!" erwiderte sie. "Mein Plan!"
 
Raziel räusperte sich kaum hörbar.
 
"Fein, unser Plan, zufrieden? Ich komme mit dem Geld, das ich als Informantin verdiene zwar gut über die Runden, es ist aber ein sehr unregelmäßiger Beruf. Wenn grad keine Infos zu holen sind, dann gibts auch leider kein Geld. Deshalb habe ich mich entschieden zu expandieren. Das was die werte Soldatenschaft hier sieht" Sie vollführte eine den Raum einschließende Geste "Ist der Beginn eines Schmugglernetzwerkes."
 
"Schmuggler..."
"Was..."
"Oooh..."
 
"Ich und meine Partner haben einen großen Teil Lyrias durchkämmt und mehrere Orte ausfindig gemacht an denen wir Verstecke errichten wollen. Doch leider sind wir für ein Unterfangen dieser Größenordnung ein wenig unterbesetzt vom Personal her. Deshalb brauchen wir die anwesende Soldatenschaft."
 
Wigand Gerbkraut setzte sich aufrecht hin und blickte der Federtänzerin in die summenden und brummenden Augen. "Was zum...?" Er schüttelte kurz seinen Kopf als ob er ihn von Nebel befreien musste. Dann klärte sich sein Blick. "Wenn ich und meine Soldaten also ihrer Sache beitreten würden, was würden wir als Entlohnung bekommen? Wir wollen tunlichst vermeiden von einer schlechten Lage in die Nächste zu stolpern, versteht Ihr?"
 
"Das ist vollkommen verständlich. Raziel?"
 
Der Zwerg nickte und zog ein weiteres Stück Papier aus der Tasche, "Wir haben schon etwas vorgeplant und einige Verträge vorbereitet" Er gab dem General zur See eines der Dokumente. Dieser zog eine Messingbrille aus der Innentasche seines Mantels, setzte sie auf und begann laut vorzulesen:
 
"Dieser Vertrag wird geschlossen zwischen zwei Parteien: Der ausführenden Partei und der verwaltenden Partei. Diese Namen sind nur für diesen Vertrag gewählt und spiegeln nicht die Aufgaben wieder, zu der sich die Parteien verpflichten. Hm hm hm da da da. Ah, hier, Entlohnung: Die verwaltende Partei verpflichtet sich der Auszahlung eines Monatslohnes von 10 Kreuzern?!! Was?!" Die Soldatenschaft brach aus in erstaunte und ungläubige Rufe. "Da muss ein Haken dabei sein das kann gar nicht so stimmen..."
 
"Haken?! Wigand! Was denkst du ist das hier?" Brigadegeneral von Kranich leerte seinen Humpen und knallte ihn so laut auf den Tisch, dass sofort jegliches Getuschel, egal ob von seinen Soldaten oder denen der Republik, erstarb. "Natürlich ist da ein Haken. Ein sehr offensichtlicher sogar! Am heutigen Abend werden wir Verbrecher werden! Wir werden irgendwann vielleicht berühmt und gefürchtet werden! Wenn das geschieht-" Er hielt Inne, schloss seine Augen kurz und öffnete sie dann wieder mit einem Ausdruck im Gesicht, den noch keiner seiner Soldaten je auf seinem Gesicht gesehen hatte: Zweifel. Von Kranich fuhr in einer Stimme fort, die überquoll mit Schwere "Wenn unser Verrat an die Öffentlichkeit kommt, werden wir nicht nur von unseren jetzigen noch-Kameraden verfolgt und gefoltert werden, nein, die die uns Nahe stehen werden auch in Gefahr sein. An meinem ersten Tag als Brigadegeneral wurde ich zu meinem Vorgesetzten gebracht und dieser sagte mir eins: "Das Thronreich ist nicht gütig gegenüber denen, die es verraten." Wenn sich hier einige weigern mir in die Gesetzlosigkeit zu folgen ist das bedauerlich. Aber das lässt sich nicht ändern. Also was sagt ihr?" Er zog ein identisches Exemplar des Vertrages hervor. Auf der letzten Seite ganz unten war seine Unterschrift mit schwarzer Tinte geschrieben.
 
"Wollt ihr Schmuggler werden?"

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Mega geschrieben Rytmus23 großes lob an dich :geist:

Just for funn:

 

Tänzerin: ..ist der Beginn eines Schmugglernetzwerkes"

Soldaten: Nein...

Brigadegeneral: Doch

Soldaten: Oooh

:classic_laugh:

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Im Großen und Ganzen fasst das die Geschichte gut zusammen. ^^

 

 

 

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