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Aus dem blutigen Chaos der letzten Jahre kämpfte sich ein Elf namens Farandir an die Spitze und schaffte es, die gesamte bekannte Welt unter sein Banner zu stellen. Für immer wurde er bekannt als Farandir Lyras, erster Kaiser Lyrias. Vereint in der zeremoniellen Hauptstadt Attica, läutete Farandir zur Wintersonnenwende im Jahr 305 ein neues, goldenes Zeitalter ein und erstmals kehrte auf allen Kontinenten Ruhe und Stabilität ein, wenn auch sein absoluter Herrschaftsanspruch nicht gänzlich akzeptiert wurde. Doch der Kaiser war nicht jähzornig, in seiner Weisheit sorgte er dafür, dass stets ein akzeptabler Kompromiss mit den lokalen Eliten gefunden werden konnte.
Mit den unterschiedlichen lokalen Gesetzen intakt wuchsen jedoch die Differenzen im Reich und mit ihnen auch Spannungen zwischen ehemals unabhängigen Fraktionen. So verkündete der Kaiser zum zehnten Jahrestag der Reichsgründung, dass es binnen eines Jahres zu umfassenden Reformen kommen sollte, welche eine fundamentale Neustrukturierung der damaligen Ordnung ermöglichten, damit im gesamten Reich klares und einheitliches Recht bestand.
Die Modernisierung und Vereinheitlichung insbesondere des Herrschafts- und Verwaltungsapparats sorgte für große Aufruhr; Freude bei den Ärmeren und Sorgen bei den Reicheren. Auch als er eine neue Staatsreligion ernannte, war dies eine umstrittene Ankündigung. Doch wie die vom Kaiser geplante Reform genau aussehen würden, sollte für immer ein Rätsel bleiben: im Spätfrühling 316 reiste die kaiserliche Familie samt essenziellen Gefolge in eine ihrer Sommerresidenzen. Von dort aus unternahm Kaiser Farandir Lyras eine Bootsfahrt mit seinen engsten Vertrauten, von der keiner jemals wiederkehrte.
Die Kunde vom verschwundenen Kaiser verbreitete sich schnell; der verbleibende alte Rat erklärte den Notstand und weitete seine Befugnisse aus, um das noch junge Reich vor dem Versinken in Chaos zu bewahren. Währenddessen ließ die kaiserliche Familie nach ihrem verlorenen Oberhaupt suchen und blieb in der Hoffnung auf eine Rückkehr an Ort und Stelle.
Nach einem Monat der erfolglosen Suche und des Wartens wurde schließlich das Notstandsdekret vom Rat ausgeweitet und der Ratsvorsteher als offizieller Regent des Reiches eingesetzt.
Eredan Lyras, der Sohn Farandirs, kritisierte diese Entscheidung lautstark und stellte die Legitimität des alten Rats öffentlich infrage. Nach steigenden Spannungen zwischen den beiden Parteien ließ Eredan schließlich verkünden, dass weder gewählte Bürokraten noch der niedere Adel das Recht besäßen, das neu gegründete Kaiserreich anzuführen - dies stünde einzig ihm als Thronfolger zu.
Prompt antwortete der Rat mit der angekündigten Reform des verschollenen Kaisers: Die Neustrukturierung beinhaltete u.a. eine Reform der Thronfolge, in welcher der Titel des Kaisers durch einen Reichsvorsteher aus der Mitte des Rats ersetzt wurde. In einem Zeichen des guten Willens oder zur Verhöhnung - je nach Blickwinkel - wurde dem Sohn des alten Kaisers ein zeremonieller Sitz im Rat angeboten.
Erzürnt hatte Eredan kurzerhand ein eigenes, sehr viel kürzeres Edikt veröffentlicht, in der die Änderungen des Rats als illegitim betitelte und seine Untertanen dazu aufgefordert wurden, ihn als Alleinherrscher einzusetzen und den Rat aufzulösen. Sich seiner sicher reiste der erklärte Thronfolger nach Attica, doch sein Eintreffen in der Hauptstadt brachte die starken Spannungen innerhalb der Bevölkerungen zum Überhitzen: Es kam zu Straßenschlachten und mehreren Anschlägen, ehe Eredan nach einem gescheiterten Attentat selbst aus der Stadt fliehen musste. Triumphierend feierte der Rat seinen kurzfristigen Sieg über den Thronanwärter und festigte seine Macht mit weiteren Anweisungen, Kontrollen und Enteignungen, um den Frieden innerhalb der Stadt und im Reich zu sichern und die Macht aufwiegelnder Parteien zu untergraben.
Unter Druck gesetzt und gedemütigt, aber keineswegs gewillt aufzugeben, zog sich Eredan auf die Wyrmfeste zurück und rief dazu auf, dass alle Reichs- und Kaisertreuen sich unter seinem Banner versammeln sollten, um die Verräter zu zerschlagen und ihn als rechtmäßigen Kaiser einzusetzen. Von dort an schlitterte das junge Reich gerade auf einen Bürgerkrieg zu, der dessen Belastbarkeit testen würde: Die Antwort des Rats folgte rasch und zog die angekündigte Wahl weit vor. Auf dieser wählte man den ehemaligen Truchsess Sigbert von Kreuzinger zum neuen Reichsvorsteher, welcher in seiner Antrittsrede die Absicht verkündete, das Reich gegen alle Gefahren zu verteidigen und bot dem Anwärter Eredan noch eine letzte Chance auf Versöhnung an.
Drei Tage später, zum Tag der Wintersonnenwende 316 n.d.B. und zum elften Jahrestag der Reichsgründung, segelte Eredans versammelte Streitmacht gen Süden. Der finale Schritt war getan und Lyria stürzte in den Bürgerkrieg zwischen den Loyalisten und den Royalisten; dem Rat und Eredan.
Nach seinen gescheiterten Schlichtungsversuchen zwischen den Parteien und der anstehenden Eskalation, traf der Orden die Entscheidung, sich im Konflikt neutral zu verhalten und zog seine Mitglieder aus allen Reichsgebieten zurück auf ihr Territorium, um ihrerseits die Unabhängigkeit zu bekräftigen.
Das disziplinierte und ergebene Heer Eredan führte ihn zu Siegen in zwei Schlachten gegen die zusammengerufenen Heere des Rats und stürzte die Hauptstadt in Panik vor der Vergeltung Eredans. Sich ihrer misslichen Lage bewusst, umwarb der Rat noch unentschlossene Städte und Provinzen, lockerte seine Machtstellung und versprach die Bildung eines Senats aus den mächtigsten des Landes für die Treue zum Reich. Mit kampferprobten Köpfen in ihren Reihen, verständigte der Rat sich auf gewagtes Spiel: als Eredan vor den Toren Atticas stand, fand er diese in erwartet desolatem Zustand vor. Während er jedoch einen Teil seiner Truppen die Stadt stürmen ließ, brachen die gesammelten Heere des Rates aus ihrer Reserve und stellten das verbliebene Heer Eredans in offener Schlacht. Als die Nachhut unter dem Banner eines vertrauten Generals Eredans, Benedor von Bruchhausen, zu Beginn des Kampfs auch noch die Seiten wechselte und ihm in den Rücken fiel, hatte sich das Blatt gegen den jungen Thronanwärter gewendet und der Verrätermythos war geboren. Eingekesselt auf allen Seiten entbrannte eine bittere und erbarmungslose Schlacht, bei der alles auf dem Spiel stand. Schnell griff das Schlachtgetümmel auch auf die Hauptstadt über und bald stand ein Großteil der Stadt in Flammen. Die Elite des selbsternannten Kaisers schaffte es, sich eine Schneise aus der Falle zu erkämpfen und ihn aus dem Gemetzel zu schleusen; der große Sieg ist so kurz vor dem Ziel jedoch gescheitert.
Geschlagen zog der Kaiser sich zurück in den Norden, doch der Rat hatte nach seinem Sieg allerlei Probleme, die kippende Ordnung aufrechtzuerhalten: Die durch das Kampfgeschehen ruinierte Hauptstadt musste aufgegeben werden und war ein herber Dämpfer für die weitere Verwaltung des Reiches. Spätestens als die gerufenen Verbündeten den Tribut für ihre Hilfe einforderten, musste der Rat alle Bemühungen zur Formatierung eines Heeres zum Nachsetzen abbrechen.
Ohne einen klaren Sieger der Schlacht begannen beide Seiten wieder damit, ihre diplomatischen Netze auszubauen und festigten so die Fronten des Krieges. Mit dem Waffenstillstand im Jahre 333 n.d.B. (auch als der “Friede von 33” bekannt) endeten die Feindseligkeiten offiziell, wenn auch der Konflikt damit nicht endete.
Im Norden angekommen, erklärte Eredan seine Staatsdirekiven mit dem Ziel, den Feind im Süden langfristig zu vernichten und begann die Verfolgung von weiteren potenziellen Feinden innerhalb seiner Machtsphäre. Im Süden brodelte der neue Senat: Landsherren, Patrizier, Gilden und der Adel unterwanderten die liberalen Ziele des Senats, Korruption windete sich in die Entscheidungen und dessen Beliebtheit im Volk blieb gering.
Die Vision von einem geeinten Kaiserreich war gescheitert und die neue Ära zu einem frühzeitigen Ende gekommen.
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